Ist Kritik an Israel wirklich ein Tabu?
http://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=SgzT2nLmTqM#!
„Grass am Pranger – ist Kritik an Israel wirklich ein Tabu?“ – ein Talk um Günter Grass’ Israel-Kritik, antisemitische Klischees und die Rolle des Iran
Zu Gast bei Mybrit Illner: Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland, Michel Friedman, Publizist und früherer Vize-Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Nahost-Experte Peter Scholl-Latour, die Journalistin Franziska Augstein, die iranisch-deutsche Filmemacherin und Autorin Siba Shakib.
Günter Grass sorgt wieder mal für Aufregung. In einem Gedicht, das weniger mit literarischer Qualität als mit politischem Zündstoff aufwartet, rührt der Literatur-Nobelpreisträger die Themen Iran und Israel, Atombombe, Erstschlag, Heuchelei, Anitsemitismus und Deutschland zusammen und kommt zu dem Schluss: Israel sei seit langem schon eine Atommacht außerhalb jeglicher Kontrolle und eine Bedrohung für den Weltfrieden. Mit dem provokativen Gedicht-Titel "Was gesagt werden muss" erweckt der zornige alte Mann den Eindruck, er breche hier ein Tabu. Aber ist das so? Ist Kritik an Israel wirklich heute noch tabu?...
Die israelische Zeitung "Haaretz" zitierte vor wenigen Tagen ausführlich die Warnungen der US-Außenministerin Hillary Clinton vor einem Präventivschlag Israels. Auch Meir Dagan, bis 2010 Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad, warnt seit über einem Jahr vor einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf iranische Atomanlagen - wie viele andere.
"Spiel mit antisemitischen Klischees"
"Wie krank ist die Argumentation, er habe über Jahrzehnte schweigen müssen, um nun endlich der Welt zu erklären, der jüdische Staat ist die größte Bedrohung für die Menschheit?" So formuliert der Publizist Michel Friedman sein Erstaunen über Grass und sagt: "Es wäre besser gewesen, Grass hätte weiter geschwiegen. Grass spielt mit antisemitischen Klischees."
Ist sie da wieder, die Walsersche "Moral-Keule", die manchen Deutschen das Gefühl gibt, sachliche Kritik an Israel sei nicht erlaubt? "Nicht Günter Grass gehört an den Pranger", heißt es in einer Mitteilung des "Bundesausschusses Friedensratschlag" im Namen der Ostermarschierer, "sondern diejenigen Politiker/innen, die weiterhin an der Eskalationsschraube im Nahen und Mittleren Osten drehen, indem sie den Iran mit Wirtschaftssanktionen immer mehr in die Enge treiben."
Welche Rolle hat Deutschland?
Wer ist der Provokateur im Nahen Osten: Israel oder der Iran? Wer spielt da mit dem Weltfrieden und der Angst vor Atombomben? Das ist die entscheidende und höchst komplexe Frage dieser Tage. Und welche Rolle kann, darf und muss Deutschland dabei spielen? Die Bundeskanzlerin hat vor vier Jahren in der Knesset festgestellt: "Die historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Die Sicherheit Israels ist für mich als Bundeskanzlerin niemals verhandelbar. Und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben."
Heißt das, dass Deutsche alles richtig finden und unterstützen müssen, was Israel tut oder lässt? Grass verweist auf das sechste U-Boot, das die Deutschen nach Israel schicken, und fragt, ob wir damit "mitverantwortlich an einem Verbrechen" würden. Wie weit darf deutsche Solidarität gehen? Wie weit deutsche Kritik? Wann schlägt sie in Antisemitismus um?...
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„Grass am Pranger – ist Kritik an Israel wirklich ein Tabu?“ – ein Talk um Günter Grass’ Israel-Kritik, antisemitische Klischees und die Rolle des Iran
Zu Gast bei Mybrit Illner: Avi Primor, ehemaliger israelischer Botschafter in Deutschland, Michel Friedman, Publizist und früherer Vize-Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, der Nahost-Experte Peter Scholl-Latour, die Journalistin Franziska Augstein, die iranisch-deutsche Filmemacherin und Autorin Siba Shakib.
Günter Grass sorgt wieder mal für Aufregung. In einem Gedicht, das weniger mit literarischer Qualität als mit politischem Zündstoff aufwartet, rührt der Literatur-Nobelpreisträger die Themen Iran und Israel, Atombombe, Erstschlag, Heuchelei, Anitsemitismus und Deutschland zusammen und kommt zu dem Schluss: Israel sei seit langem schon eine Atommacht außerhalb jeglicher Kontrolle und eine Bedrohung für den Weltfrieden. Mit dem provokativen Gedicht-Titel "Was gesagt werden muss" erweckt der zornige alte Mann den Eindruck, er breche hier ein Tabu. Aber ist das so? Ist Kritik an Israel wirklich heute noch tabu?...
Die israelische Zeitung "Haaretz" zitierte vor wenigen Tagen ausführlich die Warnungen der US-Außenministerin Hillary Clinton vor einem Präventivschlag Israels. Auch Meir Dagan, bis 2010 Direktor des israelischen Geheimdienstes Mossad, warnt seit über einem Jahr vor einem Angriff der israelischen Luftwaffe auf iranische Atomanlagen - wie viele andere.
"Spiel mit antisemitischen Klischees"
"Wie krank ist die Argumentation, er habe über Jahrzehnte schweigen müssen, um nun endlich der Welt zu erklären, der jüdische Staat ist die größte Bedrohung für die Menschheit?" So formuliert der Publizist Michel Friedman sein Erstaunen über Grass und sagt: "Es wäre besser gewesen, Grass hätte weiter geschwiegen. Grass spielt mit antisemitischen Klischees."
Ist sie da wieder, die Walsersche "Moral-Keule", die manchen Deutschen das Gefühl gibt, sachliche Kritik an Israel sei nicht erlaubt? "Nicht Günter Grass gehört an den Pranger", heißt es in einer Mitteilung des "Bundesausschusses Friedensratschlag" im Namen der Ostermarschierer, "sondern diejenigen Politiker/innen, die weiterhin an der Eskalationsschraube im Nahen und Mittleren Osten drehen, indem sie den Iran mit Wirtschaftssanktionen immer mehr in die Enge treiben."
Welche Rolle hat Deutschland?
Wer ist der Provokateur im Nahen Osten: Israel oder der Iran? Wer spielt da mit dem Weltfrieden und der Angst vor Atombomben? Das ist die entscheidende und höchst komplexe Frage dieser Tage. Und welche Rolle kann, darf und muss Deutschland dabei spielen? Die Bundeskanzlerin hat vor vier Jahren in der Knesset festgestellt: "Die historische Verantwortung Deutschlands ist Teil der Staatsräson meines Landes. Die Sicherheit Israels ist für mich als Bundeskanzlerin niemals verhandelbar. Und wenn das so ist, dann dürfen das in der Stunde der Bewährung keine leeren Worte bleiben."
Heißt das, dass Deutsche alles richtig finden und unterstützen müssen, was Israel tut oder lässt? Grass verweist auf das sechste U-Boot, das die Deutschen nach Israel schicken, und fragt, ob wir damit "mitverantwortlich an einem Verbrechen" würden. Wie weit darf deutsche Solidarität gehen? Wie weit deutsche Kritik? Wann schlägt sie in Antisemitismus um?...
Ist Kritik an Israel wirklich ein Tabu?
Quelle: ZDF
Moderation:Maybrit lllner
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